Laura Isabelle Uhlmann - *1995 - Ruhrgebiet
Seit meinem vierten Lebensjahr saß ich auf dem Pferderücken. Zwischen Stallgeruch und Pferdeatem habe ich früh gelernt, was Präsenz bedeutet – und was nicht verhandelbar ist, wenn man führen will: Ruhe, Klarheit und authentisches, echtes Vertrauen.
Tiere waren für mich nie Beiwerk. Sie waren Gegenüber.
Lehrer. Prüfstein. Und der beständigste, ehrlichste Teil meiner Welt.
Nach meiner Ausbildung bei einer Großbank stieg ich in ein Leben ein, das von außen betrachtet sicher gut war – verlässlich, strukturiert, angepasst. Und gleichzeitig so still, dass es in mir laut wurde. Ein Wechsel ins Inkassowesen, sowie die Beamtenlaufbahn zur Verwaltungsfachwirtin konnten mich auch nicht erfüllen. Es fehlte etwas. Nicht an Karriere. Sondern an Sinn.
Also begann ich, mir nebenbei das aufzubauen, was in mir längst Raum einforderte: Ich übernahm erste Hunde zur Betreuung, bot Dogwalking an, verbrachte Stunden in Tierheimen. Ich wollte nicht einfach Zeit mit Tieren verbringen. Ich wollte Verantwortung übernehmen.
Und diese kam selten in hübsch verpackter Form.
Es waren nicht die unkomplizierten Begleiter, die mich bewegten.
Nicht die sozialverträglichen, pflegeleichten, angepassten, sondern die, die zu laut waren. Zu unberechenbar. Zu viel.
Für viele waren sie ein Problem.
Für mich waren sie ein Anfang.
Was als Ausgleich zum tristen Alltag, als Nebenprojekt begann, wurde zur täglichen Schule. Ich verbrachte Stunden mit Beobachtung, mit Lesen, mit Gesprächen. Hospitierte bei Menschen, die ich für kompetent hielt. Nahm mit, was mich überzeugte – und ließ zurück, was nicht zu meiner Haltung passte. So entstand Stück für Stück das, was heute „Nassnasen“ ist. Kein Konzept auf dem Reißbrett. Sondern ein Ort, der aus echter Erfahrung gewachsen ist.
Heute arbeite ich mit Hunden, deren Verhalten Fragen aufwirft – mit Beobachtung, Verständnis, Verlässlichkeit und Kontinuität.
Nicht mit schnellen Lösungen.
Nicht mit schnellen Lösungen.
Ich arbeite engmaschig, im Alltag, mittendrin, lese Hunde wie andere Excel-Tabellen.
Und ich rede mit Menschen, wie ich mit Hunden arbeite: klar, direkt, auf Basis positiver Verstärkung
– jedoch ohne Scheu vor Konflikten und vor allem ohne Schönreden.
– jedoch ohne Scheu vor Konflikten und vor allem ohne Schönreden.
„Nassnasen“ ist kein Ort für Schönwetterpädagogik.
Mir geht es um mehr als Sitz, Platz, Bei Fuß.
Mir geht es um das, was unter der Oberfläche liegt.
Um die Muster. Die Konflikte. Die Eskalation, die viele oft zu spät ernst nehmen.
Ich habe keine heile Welt zu bieten, jedoch einen Rahmen, in dem Entwicklung möglich ist – auf Augenhöhe, ohne Masken.
Für Hunde, die endlich gesehen und verstanden werden wollen. Und für Menschen, die bereit sind, genau damit zu beginnen.